Urlaub und Bergsport rund um die Kasseler Hütte
Die Stillupp ist ein entlegenes, auf den Hauptkamm der Zillertaler Alpen zulaufendes Tal südöstlich von Mayrhofen in Tirol. Vor einhundert Jahren gab es hier aber nicht nur ein paar Almen, sondern auch schon drei Gasthäuser zur Versorgung der Sommerfrischler. Der Talschluss war im Besitz von bäuerlichen Familien aus dem Zillertal.
Etwa 500 Höhenmeter über dem Gebiet, wo das meist enge Tal sich zu einer Hochalm weitet, fand die Alpenvereinssektion Kassel im Jahr 1921 einen Bauplatz für eine Unterkunftshütte, die als Ersatz für die 1895 erstellte und nach dem Ersten Weltkrieg an Italien gefallene Casseler Hütte im Südtiroler Reintal dienen sollte. Im Jahr 1924 wurde der Aufstiegsweg zum Bauplatz markiert und im nächsten Jahr gebaut. 1926 wurde mit dem Bau der Hütte begonnen, die schließlich am 27. August 1927 eingeweiht werden konnte.

Grusswort des Sektionsvorsitzenden
LIEBE BERGSTEIGERIN, LIEBER BERGSTEIGER,
diese Broschüre zeigt Ihnen die vielfältigen Betätigungsmöglichkeiten rund um unsere Kasseler Hütte: Einfache Wanderungen wie die Runde zur Schönen Aussicht und durch das Sonntagskar, Mehrtagestouren für erfahrene Alpinistinnen und Alpinisten, hochalpine Bergbesteigungen und natürlich Klettereien. Was auch immer Sie vorhaben, kommen Sie danach gesund wieder auf unsere Hütte. Und stoßen Sie danach auf ihren Erfolg an.
Einen engagierten Wanderführer Andreas Skorka und verschiedene erfreuliche Ereignisse hat es gebraucht, diesen Führer zu verfassen: die Übernahme der Hütte durch das Hüttenwirtspaar Lukas und Anna, die begonnene bauliche Erweiterung der Hütte sowie die Entwicklung eines über die Kasseler Hütte laufenden alpinen Fernwanderwegs, der in dreizehn Etappen die Städte Mayrhofen in Tirol und Meran in Südtirol verbindet. Hinzu kommt das 95-jährige Jubiläum der Hütte, das die Sektion im August 2022 gefeiert hat.
Einen Tipp möchte ich Ihnen noch geben:
Viele der Touren sind im Tourenportal der Alpenvereine ausführlich beschrieben. Speichern Sie die jeweilige Karte auf Ihrem Handy, um bei schwierigen Verhältnissen offline den Weg zu finden und nehmen Sie die Sicherheitshinweise ernst.
Ich wünsche viel Freude auf Ihren Touren und angenehme Tage auf unserer Hütte.
Ihr Manfred Hesse

In der „Stilluppe“, wie das Tal im Volksmund heißt, hatte es nie Dauersiedlungen gegeben, und das ist bis heute so geblieben. Auch wenn die Almen schon vor mehreren Jahrhunderten bewirtschaftet wurden, haben sich die Menschen hier nicht das ganze Jahr über ansiedeln können und wohl auch nicht wollen. Deswegen ist es seit jeher das am dünnsten besiedelte Seitental des Zillertals, was es – auch durch die verfügten Verkehrseinschränkungen – in besonderen Maße zu einem Naturparadies macht. Beim Spazierengehen und Wandern, beim Umherstreifen und Rasten lassen sich die Schönheiten des Tals und der Berge überhaupt entdecken und genießen. Und zu diesen Schönheiten lässt sich durchaus auch der in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erbaute Speicher Stillupp zählen, der von dem die Schmelzwasser mehrerer Gletscher sammelnden Stilluppbach gespeist wird. Zudem ergießen sich einige besonders im Frühling eindrucksvolle Wasserfälle in den Stausee.
Egal, ob Besucherinnen oder Besucher mit dem Auto bis zur kaum wahrzunehmenden Staumauer des Speichers Stillupp fahren und auf der Straße sowie dem neu angelegten Wanderweg weiterlaufen, den Bus bis zum Ende der Asphaltstraße benutzen oder die sportliche Herausforderung einer Radtour von Mayrhofen über achthundert Höhenmeter bis zum Ende des Tals auf sich nehmen, für alle bietet sich die Einkehr in eines der drei empfehlenswerten Gasthäuser des Tals an.
Der – im wahrsten Sinne des Wortes – Höhepunkt im Stillupptal aber ist die Kasseler Hütte, die je nach den persönlichen Voraussetzungen in eineinhalb bis zweieinhalb Stunden von der Grüne Wand-Hütte aus erreicht werden kann. Bereits die Wanderung von diesem Gasthaus aus ist ein Genuss für alle, die Natur und Ursprünglichkeit lieben. Direkt nach der Taxachalpe gelangt man in den fächerförmigen Talschluss der Stillupp. Dieses Landschafts-Paradies bietet auf seinen Wiesen den weidenden Rindern reichlich Nahrung.
An der Materialseilbahn unserer Hütte beginnt dann der hervorragend angelegte Aufstieg. Die Waldgrenze wird erreicht, dann führt der Weg durch kleinwüchsiges Nadelgehölz, bis auch dieses verlassen wird. Ein erster Bachlauf wird ohne Probleme überquert, kurz danach wird die von unserer Sektion gebaute und betreute Brücke über den Sonntagskarbach überschritten, und danach geht es weitere hundert Höhenmeter im Zickzack aufwärts, bevor man auf den Aschaffenburger Höhenweg trifft. Den Weg nach rechts einschlagend fehlen jetzt nur noch knapp 150 Höhenmeter bis zu unserer Hütte.

Es muss hier wohl nicht betont werden, dass alle Gäste auf der gemütlichen Hütte herzlich willkommen sind und vom freundlichen Pächter-Paar Lukas und Anna sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach allen Regeln der Kunst kulinarisch verwöhnt werden. Zahlreiche Rückmeldungen im Hüttentest des DAV legen davon Zeugnis ab (und nicht nur von Qualität und Geschmack des fast schon legendären Kaiserschmarrn).
Bei schönem Wetter genießen die Gäste die wunderbare Aussicht von der Veranda ins Stillupptal, nach Westen auf den Großen Löffler und die Lapenscharte mit dem Gigalitz, dem Hausberg der benachbarten Greizer Hütte. Nach Norden geht der Blick ins weite Sonntagskar und auf den Ahornkamm. Diese grandiose Bergwelt in Verbindung mit Gastfreundschaft und köstlicher Bewirtung machen den Besuch der Kasseler Hütte für Tagesgäste zu einem unvergesslichen Tag. Wer über Nacht bleibt, wird einen stimmungsvollen Abend auf der Hütte erleben und sich dann in sein Zimmer oder Lager begeben, um den Bergerlebnissen des nächsten Tages oder auch noch mehrerer Tage entgegen zu träumen.
In der Tat bietet die Kasseler Hütte für jeden etwas: Erkundungen der Hüttenumgebung und einfache Wanderungen für Familien, die ihre Kinder an das Bergerlebnis heranführen wollen, Gipfel für Bergwanderinnen und -wanderer, bei denen sie keine Kletterkünste oder Erfahrungen auf Eis benötigen, Mehrtagestouren für konditionsstarke Menschen, Klettergarten und Klettersteig und natürlich auch die klassischen Touren auf hohe Gipfel mit Eis und Urgestein.
Die folgenden Seiten sollen davon berichten und allen Bergfreundinnen und -freunden Lust auf einen Besuch unserer Hütte machen.
Andreas Skorka