Durch enge Schlufe und weite Hallen: Herbsttour der Kasseler Höhlengruppe 2024

09.10.2024

Die Frühjahrstour hatten wir alle noch frisch in Erinnerung, da stand bereits die traditionelle Herbsttour vor der Tür. Auch dieses Mal ging es in Kooperation mit den Höhlenfreunden Rheingau/Taunus nach Besançon ins französische Jura.

Matthias Greune

Die Frühjahrstour hatten wir alle noch frisch in Erinnerung, da stand bereits die traditionelle Herbsttour vor der Tür. Auch dieses Mal ging es in Kooperation mit den Höhlenfreunden Rheingau/Taunus nach Besançon ins französische Jura, welches mit seiner Fülle an beeindruckenden Höhlen zahlreiche Ziele für unsere Touren bietet. Trotz unbeständiger Wetterverhältnisse, die auch unsere Planungen beeinflussten, erlebten wir sieben spannende Tage mit intensiven Eindrücken und gemeinsamen Herausforderungen.

Am ersten Tag machten wir uns auf den Weg zur Gros Gadeau, einer wasserführenden Höhle, die uns über eine Reihe von Abseilkaskaden auf eine Tiefe von fast 112 Metern führte. Das beständige Rauschen des Bachs, an dem wir uns entlang abseilten, sorgte für eine besondere Atmosphäre. In dieser und den kommenden Höhlen durfte ich zahlreiche Seilstrecken für die Gruppe einrichten.

Da nicht nur Verbundmörtelanker vorhanden waren, sondern auch sogenannte Spits verwendet werden mussten (recht kurze Hinterschnittanker mit Innengewinde, in die eigene Laschen geschraubt werden), erforderte dies häufig eine genaue Beurteilung der Ankerpunkte. Dabei standen mir die alten Hasen mit ihrer jahrzentelangen Erfahrung immer mit Rat und Tat zur Seite.

Die Grotte des Cavotte stand am zweiten Tag auf dem Programm. Diese Höhle war den meisten aus unserer Gruppe bereits bekannt. Doch wir wollten uns auf den weniger befahrenen Nordteil konzentrieren. Dort fanden wir tatsächlich einen Bereich, den noch keiner aus der Gruppe erkundet hatte. Dieser offenbarte sich nach einem sieben Meter tiefen, aber recht schmalen Schacht, der unsere Neugier geweckt hatte. Nach der Abfahrt wurden wir mit einem riesigen Gangteil überrascht, dessen Dimensionen wir nach dieser Enge nicht erwartet hätten. Leider sorgten hier recht hohe CO2-Werte für eine zunehmend schwere Atmung, was uns letztlich zur Umkehr zwang.

Die Baume des Crêtes war zweifellos eines der Highlights der Tour. Nach einem 40m Direktschacht erreichten wir den Gipfel eines gewaltigen Schuttkegels, der weit in die Tiefe reichte. Bereits hier konnten wir einige spektakuläre Tropfsteinformationen bewundern.

Die Tour führte uns weiter durch eine Blockhalde, die wir teils kletternd und teils abseilend überwanden. Mehrfach ging uns das Seil aus, doch durch etwas Improvisation fanden wir immer wieder Wege, um weiterzukommen. Am Ende erreichten wir eine Halle, die durch ihre wunderschönen Tropfsteine und einen kleinen See bestach. Ein kurzer Schluf führte uns schließlich zum letzten Schacht. Nach Einbau des verbliebenen Seils trennten uns allerdings noch fünf Meter vom Grund des aktiven Teils der Höhle. So blieb uns nichts anderes übrig, als die faszinierenden Eindrücke aus dieser Schachthalle aufzunehmen, bevor wir den Rückzug antraten.

Da unser Vorstoßversuch in die Tiefe vorzeitig beendet war, hatten wir noch etwas Zeit, eine im Plan verzeichnete Halle zu suchen. Diese fanden wir schließlich nach einem weiteren engen Schluf und wurden mit einem gigantischen Saal belohnt, den wir kaum mit unseren Helmlampen ausleuchten konnten. Der zerfurchte Boden, die besondere Akustik und die weite Dunkelheit dort – ein wirklich eindrucksvoller Moment.

Die Abende nach den Touren waren von Gemütlichkeit und Teamgeist geprägt. Meistens kochten wir gemeinsam, tranken ein wohlverdientes Bier und planten die nächste Tour. Besonders in Erinnerung blieb uns ein skurriler Pizzabäcker, den wir auf der Rückfahrt nach einer Tour in einem umgebauten Wohnwagen mit echtem Pizzaofen entdeckten – das sorgte für einige Lacher und natürlich für ein leckeres Abendessen.

An zwei Abenden schauten wir uns selbstgeschnittene Videos von vergangenen Höhlentouren an. Diese Rückblicke boten immer wieder Anlass für lebhafte Diskussionen und Austausch über gemachte Erfahrungen.

Die Herbsttour 2024 war mal wieder eine unglaublich ereignisreiche Tour! Jeder von uns konnte wertvolle Erfahrungen sammeln, sei es im Bereich der Seiltechnik, beim Schlufen oder bei der Zusammenarbeit in der Gruppe. Ich persönlich habe mich besonders darüber gefreut, so viel Übung im Einbau der Seilstrecken sammeln zu können und dabei von den erfahrenen Höhlenforschern Tipps zu erhalten. Die harmonische Stimmung in der Gruppe und die gemeinsame Entscheidungsfindung in schwierigen Momenten machten diese Tour einmal mehr zu einem tollen Erlebnis.